Der Bierbauch besteht aus Fett, trotzdem hilft Bauchmuskeltraining
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5 Minuten
Astrid Kurbjuweit

Viele Menschen sehen ihren Bauch als ihre Problemzone Nummer eins an. Auch wer sonst schlank ist, hat oft Probleme damit, dass der Bauch sich vorwölbt, was nicht nur als unschön, sondern auch als ungesund angesehen wird. Das ist nicht so ganz von der Hand zu weisen.

Es stellt sich also die Frage, wie man sein Bauchfett loswerden kann, wie man die Rundung des Bauches hin zu einer flachen Erscheinung, vielleicht sogar zu einem Sixpack verändern kann. Es gibt zwei Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen. Welche die richtige ist, oder ob man vielleicht beides tun sollte, hängt davon ab, was genau das eigene Problem ist. Ob man tatsächlich zuviel Fett am Bauch hat, oder ob man tatsächlich zu wenig oder zu wenig trainierte Bauchmuskeln hat. Es kann beides der Fall sein, oder auch nur eins von beiden.

Zu viel Bauchfett

Viele haben deshalb keinen flachen Bauch, weil sie zuviel Fett am Bauch haben. Zuviel Fett am Bauch geht meistens, allerdings nicht immer, damit einher, dass überhaupt zuviel Fett am Körper ist. Dagegen hilft nur abnehmen. Es ist nicht möglich, gezielt das Fett am Bauch loszuwerden. Bei genauer Betrachtung ist es auch nicht wünschenswert, nur am Bauch abzunehmen. Das Ergebnis würde komisch aussehen, was wahrscheinlich auch keiner will. Es lässt sich nicht vermeiden, man muss generell seinen Körperfettgehalt reduzieren, generell abnehmen, wenn man die Fettansammlung am Bauch reduzieren oder loswerden möchte.

Wenn man abnimmt, also sein Körperfett reduziert, entscheidet der Körper ganz alleine, von welchen Stellen er das Fett nimmt. Ob der Bauch zuerst oder zuletzt drankommt, kann man nicht beeinflussen, das kann man nur beobachten oder feststellen. Als Anhaltspunkt kann man sich erinnern, in welcher Reihenfolge das Fett gekommen ist, während man zugenommen hatte. Für gewöhnlich wird es in der umgekehrten Reihenfolge wieder abgebaut. Also das, was zuletzt gekommen ist, geht zuerst wieder weg. Allerdings hilft das nur wenigen, weil die meisten beim Zunehmen lieber nicht so genau hingucken.

Zwei Sorten Bauchfett, Unterhautfett und Viszeralfett

Beim Bauchfett muss man zwei Sorten unterscheiden. Das Fett, das unter der Haut, oberhalb der Muskeln der Bauchdecke liegt und dafür sorgt, dass auch das schönste Sixpack unsichtbar bleibt, ist normales Unterhautfett, das sich auch sonst überall am Körper befindet. Unterhautfett ist ein ganz normaler und notwendiger Bestandteil des Körpers. Nur wenn zuviel davon vorhanden ist, braucht man sich Sorgen zu machen. Wieviel Unterhautfett am Bauch des schlanken Menschen vorhanden ist, ob es gelingen kann, es so weit zu reduzieren, dass die Bauchmuskulatur deutlich sichtbar wird, ist weitgehend genetisch vorprogrammiert, so dass das Ziel Sixpack nicht für jeden erreichbar ist.

Aus gesundheitlichen Gründen ist das Sixpack sowieso verzichtbar. Wer seine Gesundheit im Fokus hat, braucht sich also um ein bisschen Unterhautfett am Bauch keine Sorgen zu machen. Diese Sorgen betreffen nur die, die nicht ihre Gesundheit, sondern das Schönheitsideal eines Waschbrettbauches anstreben.

Vor allem Frauen, aber auch gar nicht so wenige Männer behalten immer eine kleine Fettschicht am Bauch, so dass zwar ein flacher Bauch, nicht jedoch ein deutlich sichtbar definierter Waschbrettbauch erreichbar ist. Das ist vollkommen gesund. Zwanghaft einem unerreichbaren Schönheitsideal hinterherzurennen, ist dagegen gar nicht gesund. Wir sind nicht alle gleich.

Zuviel Unterhautfett am Bauch erkennt man an den Speckrollen, die vor allem beim Sitzen entstehen. Mit einem Kaliper kann man ihre Dicke messen und dann entscheiden, ob es zuviel Speck ist, oder ob alles im grünen Bereich ist. Ein bisschen Speck am Bauch ist nicht schädlich, gegen viel Bauchspeck sollte man etwas unternehmen.

Vom Unterhautfett unterscheiden muss man das Viszeralfett oder intraabdominale Fett, das sich in der Bauchhöhle befindet und die inneren Organe umschließt. Es dient dem Schutz der inneren Organe vor Stößen und mechanischer Belastung. Zuviel davon ist an einem prallen, runden, dicken Bauch zu erkennen, dem klassischen Bierbauch. Vor allem Männer sind davon betroffen.

Zuviel Viszeralfett geht mit einer gewissen Gesundheitsgefährdung einher, mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, für Schlaganfall und Diabetes. Dabei gilt, je größer der Bierbauch, desto höher das Risiko. Abspecken reduziert das Erkrankungsrisiko, ist also für Bierbauchträger generell empfehlenswert. Jedes Kilo weniger ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Ein dicker Bauch besteht meistens aus einer Kombination von zuviel Unterhautfett und zuviel Viszeralfett. Allerdings unterscheiden sich die Menschen erheblich darin, wie groß der jeweilige Anteil ist.

Zu wenig Bauchmuskeln

Wer zuwenig oder schlecht trainierte Bauchmuskeln hat, der hat oft, egal ob er zuviel Fett am Bauch hat oder nicht, einen Bauch, der sich vorwölbt. Die Muskeln halten die inneren Organe an ihrem Platz, wenn die Muskeln zu schwach sind, können sie diese Aufgabe nur unzureichend erfüllen.

Hinzu kommt, dass die Bauchmuskeln, zusammen mit allen anderen Muskeln der Körpermitte, für eine aufrechte, straffe Körperhaltung sorgen. Wer aufgrund zu schwacher Rumpfmuskulatur zusammengesunken, mit hängenden Schultern oder rundem Rücken durch die Gegend läuft, hat natürlich auf der anderen Seite einen Bauch. Das kann auch dann der Fall sein, wenn man normalgewichtig, oder sogar wenn man zu dünn ist. Das Problem lässt sich also nicht auf schwache Bauchmuskulatur reduzieren, sondern betrifft die gesamte Muskulatur des Rumpfes und der Körpermitte.

Welches die richtige Vorgehensweise ist, wenn man einen schlanken Bauch bekommen möchte, hängt also davon ab, welches Problem man hat, wodurch der Bauch verursacht ist. Wenn der Bauch weg soll, muss man etwas tun. Aber eben nicht irgendetwas, sondern gezielt etwas, was das jeweilige Problem löst.

Der weit verbreitete Ansatz, einfach nur ganz viele Sit-ups zu machen, ist nur sehr selten zielführend.

Bauchfett loswerden

Abnehmen am Bauch ist im Prinzip nichts anderes als abnehmen. Wer sein Bauchfett loswerden will, muss die darin gespeicherte Energie verbrauchen. Das geht am besten durch die inzwischen bewährte Kombination aus etwas mehr verbrauchen und etwas weniger essen. Das überschüssige Fett am Bauch lässt sich dadurch genauso verringern wie das überschüssige Fett am gesamten Körper. Wer also zuviel wiegt und deshalb am Bauch abnehmen möchte, sollte ganz allgemein abnehmen. Am besten durch eine Kombination aus gesunder Ernährung und einem moderaten Sport- und Bewegungsprogramm. Die man sich ganz individuell zusammenstellen kann.

Dabei ist sowohl ein Ausdauertraining, als auch ein Krafttraining geeignet, den Abnehmerfolg optimal zu unterstützen. Auch Übergewichtige können Sport machen. Wer es tatsächlich tut, verbessert seinen Abnehmerfolg und seine Figur.

Durch Ausdauertraining gelingt es besonders gut, dem Viszeralfett zuleibe zu rücken. Krafttraining in Form eines Ganzkörperkrafttrainings verbraucht zum einen Energie, sorgt aber vor allem dafür, dass durch eine vermehrte Muskelmasse ständig, auch in Ruhe, mehr Energie verbraucht wird. Die Kombination aus beidem bringt die besten Erfolge.

Allgemein abnehmen, durch Sport, Bewegung und gesunde Ernährung, ist also der beste Weg, um auch das Bauchfett zum Verschwinden zu bringen. Wenn durch das Abnehmen der Bauch seine kompakte Form verliert und zu schwabbeln beginnt, so kann Shapewear oder Kompressionswäsche für eine dem jeweiligen Gewicht angemessene Figur sorgen, bis das Bindegewebe seine feste Struktur wiedererlangt hat. Dabei hilft dann ein Bauchmuskeltraining.

Bauchmuskeln trainieren

Das andere ist die Bauchmuskulatur. Ohne gut trainierte Bauchmuskulatur wird der Bauch nicht flach erscheinen, gibt es erst recht kein Sixpack oder sonst eine gut definierte Muskelstruktur.

Schwache Bauchmuskeln lassen sich trainieren. Dabei ist es eine gute Idee, sich nicht auf die Bauchmuskeln zu beschränken, sondern möglichst ein Ganzkörperkrafttraining zu machen. Mindestens sollte man die gesamte Rumpfmuskulatur trainieren, also alle Bauch- und Rückenmuskeln, inklusive der tiefliegenden Muskulatur. Denn aus dem Zusammenspiel aller Muskeln ergeben sich die schlanke Silhouette, die straffen Konturen und die dynamische Körperhaltung. Die zusammen erst die schlanke, sportliche Figur bilden.

Je nach Trainingszustand und je nach dem angestrebten Trainingsziel sind dabei andere Übungen sinnvoll. Wer nur ganz allgemein etwas für seine Fitness tun und eine schlanke, sportliche Erscheinung erreichen möchte, der kann mit allgemeinen Übungen wie zum Beispiel Hula-Hoop-Reifen, Pilates, Yoga oder Bauch-Beine-Po-Gymnastik viel erreichen. Der Aufwand hält sich dabei durchaus in Grenzen.

Als Ergänzung sind unter Umständen Übungen des Vibrationstrainings sinnvoll, die vor allem die tiefe Muskulatur trainieren, die für die straffe Körperhaltung zuständig sind.

Das einzige, was man vermeiden sollte, ist das einseitige Training der Bauchmuskulatur. Wer also Bauchübungen macht, sollte zumindest auch die Rückenmuskulatur mit trainieren, um das Gleichgewicht der Kräfte zu erhalten.

Das Sixpack

Wer ganz ehrgeizig ein definiertes Sixpack anstrebt, der sollte unbedingt nach einem speziellen Trainingsplan trainieren. Auch hier gilt, dass man das Training nicht auf die Bauchmuskeln beschränken, sondern den ganzen Körper trainieren sollte. Aber die Bauchmuskeln können und dürfen besondere Aufmerksamkeit erfahren, indem man die geraden, die queren und die schrägen Bauchmuskeln jeweils mit speziellen Übungen anspricht, dabei sowohl die unteren als auch die oberen Bereiche des Bauches mit jeweils extra dafür entwickelten Übungen anspricht. Entsprechende Pläne kann man zunächst Büchern entnehmen, für Fortgeschrittene empfiehlt sich die Konsultation eines Personaltrainers.

Meistens ist es parallel zum Training erforderlich, so weit Gewicht zu reduzieren, dass die Bauchmuskeln nicht mehr unter einer dicken Fettschicht verschwinden. Gut trainierte Bauchmuskeln tragen aber auch dann zu Gesundheit und gutem Aussehen bei, wenn sie unter einer kleinen Fettschicht nur zu erahnen sind.

4 Kommentare

  1. hallo ,
    ich finde Ihre Seite sehr informativ und fachlich korrekt!
    Leider viel zu viel zu lesen…das ermüdet.

    gruß

  2. „Wer also zuviel wiegt und deshalb am Bauch abnehmen möchte, sollte ganz allgemein abnehmen.“ – Sehr gute Aussage 🙂

    Es gibt leider noch einige Menschen die versuchen gezielt am Bauch Fett zu verlieren und sich noch nicht klar gemacht haben, dass wenn man versucht Fett abzubauen, man das gleichzeitig am ganzen Körper macht!

    Gruß Alex

  3. Hallo, sehr gut geschrieben und vor allem : es stimmt ! Ich bin „stolzer“ Besitzer eines Waschbrettbauches nach vielleicht 6 Monaten Training & Abnehmen (10kg). Wichtig erscheint mir, dass man auch an der Körperhaltung arbeitet (Rücken, Schultern, Beine) durch Muskulaturaufbau und auch durch Beweglichkeit !! Insbesondere die Beweglichkeit hat mir auch ein Gefühl von Leichtigkeit vermittelt was wiederum gut für die Motivation ist.

  4. Inwiefern kann die Genetik das sichtbare Sixpack durch Unterhautfett denn verhindern? Kann sie es wirklich unmöglich machen oder „nur“ deutlich erschweren?
    Sehr guter und differenzierter Artikel!

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Beitragsbild: rangizzz/Shutterstock